Was ist Mahamudra Meditation?
Zutiefst gelöstes Sein
In der Welt der spirituellen Praxis hören wir immer wieder von der Mahāmudrā-Meditation. Manchmal wird sie das “Juwel” des tibetischen Buddhismus genannt. Sie ist bekannt für tiefgreifende Einsichten, für ihren Fokus auf erwachte aktivität (Handeln in der Welt) und bietet einen Weg zu innerem Frieden in turbulenten Zeiten. Der Mahāmudrā-Weg beruht weniger auf Anstrengung als auf Vertrauen. Was genau ist Mahamudra und wie kann dieser Ansatz mein Leben bereichern?
Die Essenz der Mahamudra-Meditation
Mahāmudrā ist eine meditative Tradition, in der Geistesruhe und Einsicht als Einheit kultiviert werden, also Sammlung des Geistes zugleich mit Seinserkenntnis, um dann in dieser Erkenntnis zu ruhen und aus ihr heraus zu handeln. Die Ursprünge dieser Tradition lassen sich ins 2. Jahrhundert n. Chr. zum großen Meister Saraha zurückverfolgen. Mahāmudrā betont das Meditieren im natürlichen Sein, ohne aktiv ins geistige Geschehen einzugreifen. Dies wird möglich, wenn wir lernen, die wahre Natur aller auftauchenden Erfahrungen zu sehen – wie sie alle sich von selbst auflösen und wie der entspannte Geist von Natur aus klar ist.
Das Wort Mahāmudrā setzt sich aus zwei Begriffen zusammen. Maha bedeutet groß, und Mudra bedeutet Siegel; also Großes Siegel. “Siegel” drückt aus, dass alle Erfahrungen eine authentische Erfahrung des Erwachens ermöglichen. Jede, auch noch so beengende Erfahrung trägt das Güte-Siegel ihrer wahren Natur: Ausdruck der Strahlkraft des Geistes und zugleich nicht fassbar zu sein, kein Ding, nicht solide, ohne Wesenskern.
Die Lehre von Basis, Weg und Frucht
Mahāmudrā ist nicht nur Meditation, sondern ein umfassender Weg ins vollständige Erwachen. Die Mahāmudrā-Lehren sprechen dabei von drei Aspekten: Basis, Weg und Frucht. Die Basis ist unsere erwachte Grundnatur (Buddhanatur), die von Schleiern verhüllt ist. Der Weg besteht im Auflösen dieser Schleier und Freilegen der innewohnenden erwachten Qualitäten. Die Frucht ist die vollständige Präsenz der nun unverschleierten Buddhanatur, was Buddhaschft genannt wird. Mehr dazu im Video:
Die drei Säulen des Mahamudra-Weges: Sicht, Meditation, Aktivität
Die eigentliche Praxis, der Weg, hat — aufbauend auf der Motivation, alle Lebewesen auf dem Weg des Erwachens zu unterstützen, — drei Säulen: das Kultivieren von Sicht, Meditation und Aktivität. Die Sicht wird kultiviert durch das Hören der Mahāmudrā-Unterweisungen und durch persönliche Erfahrung. Wir entwickeln so ein Verständnis der dynamischen Natur des Seins. In der Meditation lernen wir durch waches Nicht-Tun, ein natürliches Verweilen im Sein, in dieser Sicht der dynamischen Natur und der Selbstbefreiung aller Erfahrungen zu weilen. Dies mündet in eine ebenso natürliche Aktivität in der Welt in völliger Freiheit und aus tiefem Mitschwingen mit allem in der Welt, aktives Mitgefühl frei von Ichbezogenheit.
Arbeit und spirituelle Entwicklung vereinen
Der große Gelehrte Nagarjuna, der viele Abhandlungen über die Bedeutung der Leerheit verfasste, erlangte die höchste Vollendung des Mahamudra, obwohl er täglich im Austausch mit vielen anderen war. Auch andere Mahasiddhas (große Verwirklichte, Frauen und Männer) gingen Berufen nach und praktizierten dabei Mahāmudrā. Sie waren Töpfer, Pfeilmacher, Straßenfeger, Zuhälter und vieles mehr; es waren auch Staatenlenkern darunter. Sie verbanden die Praxis des Mahāmudrā mit den Tätigkeiten, die sie ausübten. Dafür ist es wichtig, keinen Widerspruch zwischen Aktivität und Meditation aufzubauen, sondern die jeweiligen Aktivitäten zur Praxis zu machen. So verbreitete sich die Mahāmudrā-Tradition zunächst in Indien und später auch in Tibet und begeisterte immer mehr Menschen.
Mahamudra - Der Weg der Freude
Zentrales Element der Mahāmudrā-Praxis ist, die Freude zum Weg zu machen. Das Erkennen der dynamischen und leeren Natur aller Erfahrungen, nicht nur der angenehmen, setzt eine tiefe Freude frei, frei von Anhaften und Ich-Identifikation. Sie ist ein Aspekt der Grundnatur unseres Seins. Mahāmudrā ermutigt uns, Freud und Leid als Weg in diese tiefere, grundlegende Freude zu nehmen, uns immer wieder für sie zu öffnen und sie als Weg zu nutzen, ohne an ihr festzuhalten.
Mit ruhigem Verweilen (Mahāmudrā Shamatha) und Einsichtsmeditation (Mahāmudrā Vipasyana) nähern wir uns dem natürlichen Sein an.
Mahamudra in der modernen Welt
In einer Welt, die oft von Stress und Ablenkung geprägt ist, bietet die Mahāmudrā-Meditation einen Weg zur inneren Ruhe und Klarheit. Indem wir lernen, in unserem natürlichen Sein zu verweilen und die dynamische Natur unseres Geistes erfahren, können wir ein Leben voller Freiheit und Mitgefühl führen – nicht nur für uns selbst, sondern auch als Inspiration für andere. In jedem Beruf, ohne Ausnahme, können wir die Praxis des Mahāmudrā einbringen.
Zusammenfassung
Die Mahāmudrā-Meditation ist ein kraftvolles Instrument auf dem Weg des Erwachens. Durch ihre Prinzipien von Nicht-Tun, natürlicher Freude und dem Erkennen der wahren Natur aller Phänomene ermöglicht tiefe Einblicke in das Wesen unserer Existenz. Ob Du am Anfang stehst oder bereits viel Erfahrung mit Meditation hast, der Mahāmudrā-Ansatz dürfte tiefe Inspiration in Dir freisetzen für Weg der Transformation deiner Sicht.
In unserer Mediathek gibt es viele geführte Meditationen, zahlreiche Kurse zum Nachhören, Videos und ausführliches Textmaterial zu diesem Thema. Unten findest Du eine Zusammenstellung unserer Medien zu Mahāmudrā.
Häufig gestellte Fragen zur Mahamudra Meditation
Letztendlich können wir mit allen Zuständen im Geist arbeiten. Wir bemerken das nichts eine real wirkliche Existenz hat. Alles löst sich von selbst auf. Wir bemerken keinen Anfang und kein Ende. Stress entsteht durch mangelndes Gewahrsein, was zu Angst führt. Verschiedene Formen von Angst finden sich in allen verstrickenden Emotionen. Wo ist dieser Jemand zu finden, der Angst hat? Wo ist die Angst zu finden? Dieses direkte Hineinschauen kann zu einer direkten Erfahrung der raumhaften Qualität unseres Seins führen, in dem weder Subjekt noch Objekt zu finden sind. Dies ermöglicht eine tiefere Entspannung und das Loslassen von Anhaftungen und Abneigungen, die mit Stress und Angst verbunden sind.
Dzogchen und Mahamudra sind fortgeschrittene Meditationspraktiken innerhalb der tibetisch-buddhistischen Tradition. Beide zielen darauf ab, die wahre Natur des Geistes zu erkennen und Erleuchtung zu erlangen, stammen aber aus unterschiedlichen Linien und haben unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte.
Überlieferungslinie und kultureller Kontext
Dzogchen, auch “die große Vollkommenheit” genannt, wird hauptsächlich in der Nyingma-Schule, der ältesten der vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus, und in der Bön-Tradition praktiziert.
Mahamudra: Mahamudra wird in den drei anderen Schulen des tibetischen Buddhismus praktiziert: Kagyü, Sakya und Gelug.
Methoden
Dzogchen: Dzogchen betont das direkte Wahrnehmen der dem Geist innewohnenden Vollkommenheit. Es lehrt die spontane Befreiung, bei der Gedanken und Emotionen sich auf natürliche Weise befreien, ohne Unterdrückung oder Manipulation. Die Dzogchen-Praxis wird oft unterteilt in vorbereitende Praktiken (Ngöndro), Hauptpraktiken wie Trekchö (Durchschneiden der Festigkeit) und Tögal (Überspringen) und Atiyoga als Höhepunkt.
Mahamudra: Mahamudra konzentriert sich ebenfalls auf das Erkennen der Natur des Geistes, bietet jedoch stärker strukturierte Meditationen an. Es beinhaltet Praktiken, die konzeptuelles Denken und dualistische Wahrnehmung allmählich auflösen und zu einer direkten Erfahrung von Leerheit und Klarheit führen. Der Mahamudra-Pfad kann mit den Begriffen Basis, Weg und Frucht beschrieben werden, mit spezifischen Praktiken auf jeder Stufe, einschließlich Shamatha (ruhiges Verweilen), Vipashyana (besondere Einsicht) und Pointing Out Instruktionen durch einen qualifizierten Lehrer.
Beide Methoden betonen das Erkennen und Ruhem im natürlichen Sein frei von Subjekt und Objekt. Sie haben eigentlich fast alles oben Erwähnte gemeinsam.
Für Anfänger:
Herzensunterweisungen von Gedün Rinpoche
Für Anfänger & Fortgeschrittene:
Moonbeams of Mahamudra – Dakpo Tashi Namgyal
Hier gibt es auch Unterweisungen und geführte Meditationen von der 7 jährigen Mondstrahlen Übertragung in der Mediathek.
Für Fortgeschrittene:
Mahamudra – Ozean des wahren Sinnes von Karmapa Wangtchug Dordje
Unterweisungen dazu findet ihr in der Mediathek
Wir öffnen uns für das unmittelbare Erleben, in dem alle Sinne offen sind. Dabei bemerken wir vielleicht, dass der Geist springt, von der Körperwahrnehmung ins Hören, ins Denken, in Emotionen. Es reicht, sich dessen bewusst zu sein. Immer wieder kehren wir ins direkte Erleben zurück, ohne an irgendetwas festzuhalten. Wahrnehmen und Fließenlassen. Vielleicht möchtest du als Hilfe die Frage „Wie?“ benutzen. „Wie fühlt es sich an, gewahr zu sein?“ „Wie fühlt es sich an, zu leben?“ – „Wie entstehen und vergehen die Erfahrungen?“
Spüren, Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und geistige Bewegungen und Stimmungen, alle sechs Sinne sind weit offen.
Das Erleben steht für keinen Moment still. Vielleicht machst du auch die Erfahrung, dass sich das Erleben nicht beschreiben lässt, nicht fassbar ist, kein “Ding”. Es wandelt sich zu schnell, schom im Entstehen wandelt es sich ins Nächste.
Gibt es irgend etwas, das sich nicht wandelt? Gibt es irgend einen Bereich unseres Erlebens, in dem kein Wandel, kein Prozess stattfindet? Quelle: Auszug aus dem Text “Einführung ins Mahamudra (4 Vorträge)”
Übersicht Medien Mahamudra
In unserer Mediathek befinden sich bereits zahlreiche Erklärungen und geführte Meditationen zur Mahamudra Meditation. Für eine detailierte Suche nutze bitte unsere Suche & Filter Funktion. Hier die Übersicht unserer Medien:
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